Bauherrschaft / Auftraggeber
Peter Kamm, Zug

Objektadresse
Rothusweg 12 und 14, Zug

Jahrgang / Bauzeit
1972 Fertigstellung

Bausumme
3.97 Mio. 

SIA Leistungsanteil
100%

Planungsteam
Helmuth Paschmann, Architekt, Karlsruhe
Hansjörg Kündig, Architekt, Zug

Funktion / Tätigkeit
Projektierung, Bewilligung, Submission, Ausführung

Bemerkungen
Die Überbauung Rothusweg in Zug war die erste umfassende Umsetzung der 4D-Denkweise in gebaute Umwelt, schrieb Architekturgeschichte und hat bis heute ihre Lebendigkeit und damit Glaubwürdigkeit behalten.

Anliegen / Grundhaltung
Am Rothusweg 12 in Zug, an ausgezeichneter ruhiger Lage nur wenige Fussminuten über dem Zentrum der Stadt, kann 1972 unter Peter Kamm, Hansjörg Kündig und Helmuth Paschmann eine umfassend andere, prozesshafte Architekturhaltung Gestalt annehmen und Wohnraum für 12 Einheiten schaffen.
Die drei Architekten fokussieren ihre Studien schon seit einiger Zeit ganz auf veränderbare, langlebige Strukturen, die den Nutzern Individualität, Mitbestimmung, Flexibilität und somit eine lange Gültigkeit garantieren. Sie nennen die Umsetzung ihrer Überzeugung 4D-Bauweise, Bauen mit der vierten Dimension, dem Faktor Zeit, eine nutzerbezogene und möglichkeitsorientierte Gesamtkonzeption.
Der klar in verschiedene Konstruktions- und Entscheidungsebenen strukturierte Gebäudekomplex am Rothusweg in Zug ist ein Pionierbau in der architektonischen Landschaft, der Geschichte schreibt und den Begriff Nachhaltigkeit lebt, bevor ihn alle herum bieten.

Konzept
4D-Bauweise basiert auf der Systemtrennung. Bau- und Nutzungselemente werden entsprechend ihrer Lebensdauer und ihrer Zweckbestimmung in Planung und Realisierung voneinander getrennt und in verschiedene Subsysteme eingeteilt.
Primärsystem: Lange Lebensdauer (50-100 Jahre), unveränderbar, Erschliessung, Tragstruktur, evtl. Gebäudehülle oder Teile davon.
Sekundärsystem: Mittlere Lebensdauer (20-30 Jahre), anpassbar, Innenwände, evtl. Aussenwände, Deckenverkleidungen und Böden, Ausbau
Tertiärsystem: Kurze Lebensdauer (5-20 Jahre), veränderbar, Apparate, Medienführungen, Einrichtungen, Mobiliar
Durch Anwendung der Systemtrennung können die jeweiligen Systemstufen erst kurz vor ihrer Erstellung definiert und geplant werden. Spätere Nutzungsentwicklungen oder Umnutzungen werden erleichtert, der Wartungsaufwand durch optimalen Zugriff auf die zu ersetzenden Komponenten minimiert und der fachgerechte Rückbau durch die frühzeitige Separierung der Bauteile erleichtert.
Auf diesem Hintergrund entstehen „12 Einfamilienhäuser auf der Etage“. Ihre Besitzer sind völlig frei in der Bestimmung ihrer Hüllen innerhalb der bereitgestellten Betontragstruktur, dank des Doppelbodens auch in der Anordnung der Nassbereiche und mit sämtlichen Medienführungen.
Bis heute ist nun jede Einheit mindestens einmal markant umgestaltet worden, womit die Idee ihre Tauglichkeit beweist.